zu besprechender Artikel:
Tschacher W und Grawe K. (1996). Selbstorganisation in Therapieprozessen
- Die Hypothese und empirische Prüfung der "Reduktion von Freiheitsgraden"
bei der Entstehung von Therapiesystemen. Zeitschrift für Klinische
Psychologie, 25, 55-60.
Zusammenfassung:
Selbstorganisationsphänomene in komplexen dynamischen Systemen
sind dadurch charakterisiert, dass es in den Systemen zu einer
spontanen Ordnungs- oder Musterbildung kommt. Diese "Reduktion
von Freiheitsgraden" stellt die Kernaussage der Synergetik, einer
interdisziplinären Selbstorganisationstheorie, dar. Therapiesysteme,
die sich in der Interaktion von Patient und Therapeut bilden,
können als offene komplexe Systeme angesehen werden. Lässt sich
also in ihnen eine Reduktion von Freiheitsgraden feststellen?
Zur Beantwortung dieser Frage wurden 12 in ihrem Verlauf ausführlich
dokumentierte Psychotherapien faktorenanalysiert (nach Cattells
O-Technik); anhand der jeweils ersten und letzten 30 Sitzungen
dieser Therapien wurde untersucht, ob die Anzahl der bedeutsamen
Faktoren (unser Mass für die Anzahl der Freiheitsgrade) zum Therapieende
hin abnimmt. Dieser Effekt ist signifikant im Sinne unserer Vorhersage;
dies wird als Indiz dafür interpretiert, dass Synergetik und nichtlineare
Dynamik als Hintergrundstheorien für die klinische Psychologie
relevant sein könnten.
Schlagworte: dynamische Systeme, Faktorenanalyse, Psychotherapie, Selbstorganisation, Synergetik, Therapiesysteme