Info Prozessgestalten
Tschacher W (1997). Prozessgestalten. Theorie, Methodik und empirische
Studien zur Selbstorganisation in der Psychologie. Göttingen:
Hogrefe.
Die Bedeutung der "Dimension Zeit" wird in der Psychologie oft
beschworen, aber selten konsequent beherzigt. Dieses Defizit sollen
die 'Prozessgestalten' beheben helfen. Der Ansatz der 'Prozessgestalten'
hat drei wissenschaftliche Wurzeln: erstens bildet die Lewinsche
und gestaltpsychologische Tradition eine Grundlage für einen systemtheoretischen
psychologischen Ansatz; zweitens liefert die Selbstorganisationsforschung
und Synergetik eine interdisziplinäre Theorie zur Musterbildung
in komplexen offenen Systemen; drittens stellt schliesslich die
Theorie dynamischer Systeme die Methoden zur Verfügung, mit denen
lineare und nichtlineare, geordnete und chaotische Prozesse modelliert
werden können. Das Buch führt dabei diese drei Perspektiven grundlegend
ein (wozu auch ein Glossar, Personen- und Sachverzeichnis und
zahlreiche Abbildungen beitragen), und macht deren Potential für
weite Bereiche der Psychologie und verwandte Disziplinen transparent.
Das Ziel dieser Grundlegung ist, der empirisch betriebenen psychologischen
Forschung das umfangreiche Feld dynamischer Phänomene zu eröffnen,
die durch Begriffe wie Chaos und Komplexität zunehmend auch im
Bewusstsein der Öffentlichkeit sind. Der Ansatz der Prozessgestalten
wird in mehreren empirischen Studien umgesetzt. Diese betreffen
die Klinische Psychologie (Verläufe von Psychotherapien), die
Psychiatrie und Psychopathologie (Studien zur Schizophrenie und
Krisenintervention, dynamische Krankheiten), die Sozialpsychologie
(Gruppenentwicklung und Wechselwirkungen in Dyaden und Triaden)
sowie die biologische Psychologie (exemplarische Analysen der
Herzaktivität; Entwicklung des Schlafverhaltens bei Kindern).
Weitergehende Folgerungen für die theoretische Psychologie werden
diskutiert: das Subjekt-Objekt-Problem der Erkenntnistheorie (d.h.
die Abhängigkeit des Beobachteten vom Beobachter, das psychologische
Selbst) wird durch den Begriff des "Endosystems" behandelt. Eine
alternative Begriffsbestimmung von Intentionalität und Handlung
wird auf der Grundlage selbstorganisierender kognitiver Dynamik
dargelegt. Schliesslich werden Fragen der Umsetzung in psychotherapeutisches
Handeln auf der Basis einer dynamischen Metaphorik angerissen.
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