Neurowissenschaft und Psychotherapie

Literatur:

Jänke L & Petermann F (2010) Wieviel Biologie braucht die Psychologie? (z.B. die Artikel von Mausfeld; Jänke; Strack). Themenheft Psychologische Rundschau (Heft 4)

Tretter, Felix et al. (2014). Memorandum "Reflexive Neurowissenschaft"
"Vor 10 Jahren, im Jahr 2004 wurde der Öffentlichkeit ein Manifest von Neurowissenschaftlern präsentiert, das eine äußerst optimistische Zukunftsperspektive der Hirnforschung erkennen ließ. Unter anderem sollten neue Neurotechnologien die Enträtselung des Gehirns und damit des Geistigen ermöglichen, und für die klinische Praxis sollten bald effektivere und nebenwirkungsärmere Psychopharmaka entwickelt werden. Schließlich sollte ein neues, wissenschaftlich fundiertes Menschenbild entstehen. Die heutige Bilanz fällt aus unserer Sicht allerdings eher enttäuschend aus. (...)" Psychologie Heute

Tschacher W, Schildt M & Sander K (2010). Brain connectivity in listening to affective stimuli: An fMRI study and implications for psychotherapy. Psychotherapy Research, 20, 576-588.
Zusammenfassung: Die funktionelle Konnektivität zwischen Amygdala, Inselrinde und Hörkortex während affektiv geladener auditorischer Stimulation (Hören von Lachen und Weinen) wurde hinsichtlich ihrer psychotherapeutischen Relevanz untersucht. Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) erlaubte es, die Blutoxygenierung (sog. BOLD-Effekt) dieser Hirnareale bei 20 gesunden Probanden darzustellen. Auf Basis der BOLD-Werte konnte mit einer nachfolgenden Zeitreihen-Panelanalyse (TSPA) die wechselseitige Konnektivität der Areale in ihrer zeitlichen Sequenz beschrieben werden. Es zeigten sich signifikante positive Wechselwirkungen zwischen Hirnarealen, wobei die zeitverschobenen Assoziationen in der Regel von der rechten ("emotionalen") zur linken Hemisphäre gerichtet waren. Die Wechselwirkungen zwischen amygdalären und kortikalen Arealen waren hingegen durchweg negativ. Insbesondere ging die Aktivierung des linken Hörkortex einer reduzierten Amygdalaaktivierung rechts voraus. Daraus kann man schlussfolgern, dass hier Affektregulation über kognitive Kontrolle erfolgte, die zu einer aktiven Hemmung amygdalärer limbischer Strukturen führte. Die Autoren diskutieren die Bedeutung dieser Befunde im Hinblick auf Wirkmechanismen der Psychotherapie.

Hasler, Felix (2012). Neuromythologie.Eine Streitschrift gegen die Deutungsmacht der Hirnforschung. Bielefeld: transcript Verlag.

Anderson, Michael L. (2016). Neural Reuse and In-Principle Limitations on Reproducibility in Cognitive Neuroscience. In: h. Atmanspacher & S. Maasen (eds) Reproducibility (pp. 341-362). Hoboken: Wiley.

Grawe, Klaus (2004). Neuropsychotherapie. Göttingen: Hogrefe.

Storch, Maja (2003). Die Bedeutung neurowissenschaftlicher Forschungsansätze für die psychotherapeutische Praxis. Teil II - Praxis: Das Zürcher Ressoucen Modell (ZRM). Psychotherapie, 8, 11-29.
Abstract: Der Artikel gibt einen Ueberblick über die Zusammenhänge der Ergebnisse der Neurowissenschaften und deren Konsequenzen für die Psychotherapie. Es wird versucht, ein neurowissenschaftlich fundiertes Modell von psychischem Funktionieren zu entwickeln. Von besonderem Interesse ist hierbei die Konzeption von Psyche als Wissenssystem, das auf Lern- und Gedächtnisprozessen aufgebaut ist. Des weiteren wird diskutiert, wie selbstkonstruierte Ziele und intrinsische Motivation auf der Basis neurowissenschaftlicher Theoriebildung operationalisiert werden können. Die Konsequenzen einer solchen Sichtweise für die Praxis der Psychotherapie werden diskutiert.

Download (Storch.pdf, 636KB) des Textes 2002 sowie (Storch2.pdf, 260KB) Text 2003


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26.9.16/Tsch